Amphetamin
- 1-Phenylpropan-2-amin
- Erstsynthese: 1887; Gemäss BetmVV-EDI vom 30.5.2011 kontrollierte Substanz (= verbotenes Betäubungsmittel)
- Mutter aller Stimulantien
- Früher in CH als Medikament für ADHS und Narkolepsie verwendet, heute illegal; grosse Schwankungen bezüglich Reinheitsgrad
Klassifikation
- Upper; Stimulans
Szenenname
- Speed, Arbeiterkoks, Amphi, Paste
Epidemiologie
- Konsum in der Bevölkerung ab 15 Jahren (CH 2015): im letzten Monat 0.1%; im letzten Jahr 0.8% Männer und 0.7% Frauen; Lebenszeitprävalenz 3.5%
- Produktionsort: Osteuropa, Südostasien; Handel läuft v.a. über Holland
Wirkmechanismus
- Amphetamin ist ein 1:1 Racemat aus den Enantiomeren Dexamephetamin (mit doppelter psychoaktiver Wirksamkeit) und Levamphetamin.
- Es bewirkt im ZNS eine vermehrte Dopamin- und im peripheren NS eine vermehrte Noradrenalin-Ausschüttung.
Verkaufsform (Galenik)
- Oftmals vermischt mit Coffein (Gemäss DIZ 2020: 51.2%)
- Wirkstoffgehalt variiert (gemäss einer Auswertung von Saferparty Streetwork /DIZ 2020) zwischen 0.4 und 100% Amphetamin mit einem durchschnittlichen Wirkstoffgehalt von 59.6%
- Meistens in Pulverform (weisses, beiges oder rosafarbenes Pulver), selten als Tabletten oder Kapseln
- Syntheseverunreinigungen kommen sehr oft vor bei Amphetamin (Gemäss Auswertung Saferparty Streetwork /DIZ 2020 in 42% aller Proben)
Konsumform / durchschnittliche Dosis / Mischkonsum
- nasal, oral, seltener parenteral oder inhalativ
Pharmakokinetik
Substrat von CYP2D6 | |||||
Biologische Verfügbarkeit | Max. Plasmaspiegel | Halbwertszeit | Aktive Metaboliten | Wirkdauer (dosisabhängig) | Elimination |
oral 75% | 10h* | nein | ca. 6 - 12h | renal |
*Dextroamphetamin
Eigenschaften / Wirkungen
- Antriebs-/Leistungssteigernd, euphorisierend
- Unterdrückt Müdigkeit
- Steigert Risikobereitschaft
- Unterdrückt das Schmerzempfinden
- Appetitzügelnd
- Steigert das Selbstwertgefühl
Safer-Use Empfehlungen
- Dosiere niedrig; überlege dir vor der Einnahme, wie lange du wach sein willst; unterdrücke nicht dein Schlafbedürfnis.
- Amphetaminpasten sollten vor dem Konsum immer gut getrocknet werden
- Die risikoärmste Konsumform bei Speed ist, es zu schlucken («Bömbeli»).
- Iss nach dem Konsum genug, um Gewichtsverlust vorzubeugen.
- Siehe auch Safer-Use Empfehlungen
Drug checking möglich?
- Ja, siehe Drug checking
Interaktionen
- Hohes Potential für Interaktionen, z.B. mit Antidepressiva, Neuroleptika und Sedativa
Unerwünschte Wirkungen während/nach Konsum
- Psychisch
- Angst und Panikattacken, Amphetamin-Psychose (ähnlich einer paranoiden Psychose)
- "Down" nach Konsum, Müdigkeit, depressive Verstimmung, Gereiztheit
- Veränderungen des psychischen Befindens sind weitgehend reversibel
- Abhängigkeitspotential abhängig von Konsumart, höher bei intravenösem und nasalem Konsum
- Somatisch
- "Psycho-physische Entkoppelung": physiologische Bedürfnisse (Durst, gestöreter Schlafrhytmus, Überhitzung, Gewichtsverlust) werden nicht mehr wahrgenommen
- Mydriasis, Palpitationen, Hypertonie, Arhythmien, Hyperthermie, Tremor, Trismus
Symptomatik Überdosierung / red flags
- Halluzinationen, delirantes Verhalten, Agitiertheit
- Kieferspasmus, Bruxismus, Hyperthermie; Hypertonie, Tachykardie; Arhythmie; Tachypnoe; konzentrierter Urin
Therapie Überdosierung
- Generell: siehe Notfallmassnahmen
- Spezifisch: Flüssigkeitsersatz; Kühlung (Wickel); vorsichtige Sedation (z.B. Temesta expidet); 144 bei Hyperthermie (>39°), Verwirrtheitszustand, Serotoninsyndrom; Hypertonie-Behandlung; stationär ev. CT zum Ausschluss intracerebraler Blutung
Schwangerschaft / Stillzeit
Strassenverkehr / Nachweisbarkeit
- siehe Strassenverkehr
- Nachweisbarkeit Amphetamin und Derivate:
- Urin: bis 72 h (Dosis und Konsumfrequenz abhängig); T ½ 7 – 34 h (Amphetamin erscheint innerhalb von 20 min nach Applikation im Urin)
- Blut: 1 Tag
- Siehe auch Nachweisbarkeit