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Nebenwirkungen / Interaktionen

  • Eine Reihe von Nebenwirkungen entstehen durch beabsichtigte oder unbeabsichtigte Überdosierungen:
    • Starke Sedierung, Ataxie, Lethargie, Verwirrtheitszustände, Desorientierung
  • Beeinflussung der Atmung:
    • Bei oraler Einnahme von Benzodiazepinen wird die Atmung nur geringfügig beeinflusst.
    • Intravenös verabreicht, kann ein Atemstillstand eintreten.
    • In Kombination mit anderen sedierenden Wirkstoffen (z.B. Alkohol, Opioide, Barbiturate) kann ein Atemstillstand sehr schnell eintreten.
  • Beeinflussung des Schlafmusters:
    • Kurzwirksame Benzodiazepine können zu einer Verkürzung des Schlafes führen und in der folgenden Nacht das Einschlafen verzögern.
    • Langwirksame Benzodiazepine führen häufig zu einem „Hangover“ am nächsten Tag, auch psychomotorische Funktionen können beeinträchtigt sein (Fahrfähigkeit).
  • Bei Einnahme von Benzodiazepinen wird die Selbsteinschätzung vermindert, was sich besonders im Strassenverkehr verhängnisvoll auswirken kann.
  • Der Effekt der Wirkungsverstärkung am GABA-α-Rezeptor macht die Benzodiazepine zu sehr wirksamen amnestischen Stoffen:
    • Dies ist in der Anästhesie sehr erwünscht.
    • Im alltäglichen Leben ist dieser Effekt aber äusserst unerwünscht (Auto fahren, arbeiten an Maschinen).
    • In Kombination mit Alkohol kann eine Amnesie über längere Zeit andauern, obwohl die Patientin oder der Patient scheinbar voll anwesend ist.
  • Lernprozesse werden durch Benzodiazepine behindert, wenn nicht verunmöglicht.
  • Bei chronischer Einnahme können die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit und verschiedene neurokognitive Funktionen erheblich beeinträchtigt werden. Betroffen sind v.a. die visuell-räumlichen und visuomotorischen Funktionen, die psychomotorische und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, das verbales Lernen sowie die Problemlöse- und die attentionalen Funktionen. Diese Effekte sind zum Teil irreversibel.
  • In mehreren epidemiologischen Studien gab es bei langdauernder Benzodiazepineinnahme Hinweise auf ein erhöhtes Tumorrisiko und eine erhöhte Sterblichkeit.
  • Die Fahrtauglichkeit kann eingeschränkt und damit die Fahreignung nicht mehr gegeben sein.
  • Benzodiazepine können typischerweise bei älteren Personen eine paradoxe Reaktion auslösen, in diesem Fall sind sie abzusetzen.
  • Benzodiazepine können bei längerem Gebrauch die gleichen Symptome, gegen die sie eingesetzt werden, auslösen. Dies kann zur Erhöhung der Dosis führen, wodurch die Symptome auf lange Sicht nicht beseitigt werden können. Dieser Mechanismus führt häufig zu einer Abhängigkeit.

Toxizität

  • Die therapeutische Breite ist sehr gross, letale Vergiftungen bei alleiniger, oraler Anwendung sind nicht bekannt.
    Die Toxizität der Benzodiazepine ist gering, steigt aber bei gleichzeitiger Einnahme anderer sedierender Substanzen erheblich an.

Kontraindikationen

  • Myasthenia gravis
  • schwere respiratorische Insuffizienz
  • schwere Leberinsuffizienz
  • Bei einer Suchtproblematik sollten sie (gemäss Kompendium) nicht verabreicht werden. Sollte eine Ärztin oder ein Arzt sich doch für einen Off-Label-Use entscheiden, müssen Nutzen und Risiko, sowie die gesetzlichen Bestimmungen vorsichtig und genau bedacht werden.
  • Kindern unter 12 Jahren sollten Benzodiazepine nicht verabreicht werden.

Interaktionen

  • Bei der Kombination von Benzodiazepinen mit Alkohol, Antipsychotika, Opioiden, Hypnotika, Barbituraten und so weiter kann es zu einer Potenzierung der sedativen Wirkung der einzelnen Substanzen kommen, was zu einer Atemdepression, eventuell auch zu einem Atemstillstand führen kann.


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