Phasenmodell der Benzodiazepinabhängigkeit
- Die Wirkung von Benzodiazepinen verändert sich bei längerem Gebrauch (über 2 - 8 Wochen) erfahrungsgemäss in 3 Phasen, welche in eine Abhängigkeit münden können.
- Dieser Ablauf sollte mit einem Patienten rechtzeitig thematisiert werden. Dies erlaubt auch die Benzodiazepinproblematik noch ohne den Widerstand der Patientin oder des Patienten gegenüber dem Thema Sucht anzusprechen.
1. Phase: "Wirkumkehr" / Relative Entzugserscheinungen / keine Dosissteigerung
- Gewöhnung führt zu einer relativen Unterdosierung. Patientin oder Patient steigert Dosis noch nicht.
- Unterdosierung führt zu Entzugserscheinungen, die nicht als solche erkannt werden:
- typische Trias:
- verstärkte Symptome der psychischen Grunderkrankung
- Stimmungslabilität
- gestörtes Körpergefühl
- mögliche zusätzliche Symptome:
- Schlafstörungen
- Ängste
- gereizte Verstimmungszustände.
- typische Trias:
2. Phase: "Apathie-Phase" / Moderate Dosissteigerung
- Patientinnen oder Patienten beginnen Dosis leicht zu steigern ("2 - 3 Tabletten pro Tag")
- Es treten Langzeitnebenwirkungen auf:
- typische Trias:
- Gefühlserleben abgeschwächt
- Vergesslichkeit und geistige Leistungsminderung
- gestörtes Körpergefühl / verminderte körperliche Energie
- mögliche zusätzliche Symptome:
- Fähigkeit zur Selbstkritik abgeschwächt
- gereizte Verstimmungszustände
- Konfliktvermeidung
- Überforderung in bzw. Vermeidung von neuen oder belastenden Situationen
- muskuläre Schwäche -> Sturzgefahr
- Appetitlosigkeit
- Vermeidung des Themas "Tabletten" / heimliche Einnahme.
- typische Trias:
3. Phase: "Sucht-Phase" / Deutliche Dosissteigerung
- Abhängigkeitskriterien nach ICD-10 sind erfüllt
- Typische Trias:
- Bezug von Benzodiazepinen aus zusätzlichen Quellen
- Kontrollverlust / Intoxikationszeichen
- Abstumpfung und fehlende Selbstkritik
- Typische Trias:
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