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Problematischer Konsum

alkoholkonsum

  • auch als missbräuchlicher, übermässiger, risikoreicher, riskanter oder schädlicher Konsum bezeichnet
  • Von „problematischem Alkoholkonsum“ wird nach internationalen Standards dann gesprochen, wenn durch das Konsumieren von Alkohol die eigene Gesundheit oder diejenige anderer Personen gefährdet wird und entsprechende Schäden in Kauf genommen oder verursacht werden.
  • Das Risiko für alkoholbedingte Folgeschäden steigt mit der Menge des konsumierten Alkohols (Grenzwerte s. Risikoarmer Konsum)
  • Die Medizin definiert nach der Internationalen Klassifikation der Störungen (ICD) folgende Zustandsbilder durch Alkohol:
    • Akute Intoxikation (akuter Rausch)
    • Schädlicher Gebrauch
    • Abhängigkeitssyndrom
  • Bei beiden Systemen – WHO, ICD – wird der problematische bzw. schädliche Konsum von der Abhängigkeit klar abgegrenzt
  • Das amerikanische Klassifikationssystem (DSM) betrachtet Störungen durch den Konsum von Alkohol nicht mehr kategorial, sondern dimensional mit verschiedenen Ausprägungsgraden i.S. einer leichten, moderaten oder schweren Alkoholgebrauchsstörung (siehe Alkoholabhängigkeit)

Empfehlungen für die medizinische Versorgung

  • Personen mit problematischem Alkoholkonsum werden in der Regel von der Hausärztin oder dem Hausarzt gesehen. Nur wenige Betroffene wenden sich an eine Suchtfachstelle oder an ein Suchtambulatorium; deshalb ist es wichtig, als Hausärztin oder Hausarzt kurze und wirksame Interventionen durchzuführen, um eine Betroffenheit und eine Veränderungsmotivation bei Risikokonsumenten zu fördern
  • Screening auf problematischen bzw. schädlichen Alkoholkonsum wird bei Patientinnen und Patienten zwischen 14 und 70 Jahren empfohlen, wenn Alkohol regelmässig konsumiert wird und eine Risikokonstellation vorliegt
  • Screening und Früherkennung des problematischen Alkoholkonsums bzw. der Alkoholabhängigkeit kann in der regelmässigen Anamnese eingebettet werden
  • Screening Fragebögen (z.B. AUDIT) können die Diagnostik unterstützen; Biomarker der Routinediagnostik (z.B. GGT, MCV) sind nicht spezifisch, können den Dialog über Alkoholkonsum ermöglichen. Spezifische Biomarker (z.B. CDT, EtG) sind in der Regel forensischen Fragestellungen vorbehalten (s. Screening)
   

Konsumieren Sie Alkohol?

JA

NEIN

  • Konsumations-Abstinenz bestärken
  • Ratschläge abgeben zur Reduktion von (kardiovaskulärer) Risikofaktoren
  • Familienanamnese (Abhängigkeit, Krebs)
  • Konsum anderer Substanzen bzw. Abhängigkeiten
  • psychosoziale Schwierigkeiten
 

   
 

Faktoren für erhöhte Anfälligkeit?

NEIN

JA

  • Abstinenz anraten
 

   
   
  • Häufigkeit
    (Tage pro Woche)
  • Menge pro Tag
  • Anzahl starker Konsumereignisse
    (> 5 SD)
  • evtl. Audit-Test
   

 

  • Ziele der Früherkennung
    • Exakte Diagnose und frühzeitige Schweregradeinschätzung
    • Verlaufs- und Prognosebeurteilung
    • Frühzeitige Behandlung alkoholbezogener Störungen
    • Vermeidung von Folgeerkrankungen
  • Vorgehen (s. Schematisches Vorgehen)
    • Erfassung von Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums für einen typischen Trinktag
    • Um Rauschtrinken zu erfassen, wird nach einem besonders hohen Konsum gefragt ("Wieviel schaffen Sie maximal?")
    • Die angegebenen Mengen werden in Gramm reinen Alkohol umgerechnet
    • Es empfiehlt sich, den Alkoholkonsum für die letzten 30 Tage oder für einen längeren Zeitraum, z.B. die letzten 6 Monate (12 Monate) zu erfassen (Timeline Followback Methode, TLFB)

Interventionen bei problematischem Alkoholkonsum

  • Die Wirksamkeit von Kurzinterventionen bei problematischem Alkoholkonsum ist mehrfach belegt. Sie basieren in der Regel auf der Motivierenden Gesprächsführung.
  • Empfehlung von Selbsthilfeprogrammen (online und/oder Literatur, vgl. Selbsthilfe)
  • Angebote im Internet können dazu beitragen, dass die Schwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, gesenkt wird; personalisierte Rückmeldungen zum eigenen Alkoholkonsum werden in der Regel als weniger konfrontierend erlebt
  • Beratungsangebote von regionalen Suchtfachstellen
  • Bei Akzeptanz der Patientin oder des Patienten sind zudem folgende Interventionen möglich:
    • einfache Beratung über mögliche Folgeschäden und Grenzwerte im Sinne einer Alkoholpsychoedukation
    • Informationsbroschüren aushändigen
    • Bestimmung der Laborparameter (γ-GT, MCV, MCH, CDT) zur Verlaufskontrolle, vgl. Biologische Marker

Rauschtrinken/binge drinking

Chronischer Alkoholkonsum

  • Als „chronischer Konsum“ wird der regelmässige Alkoholkonsum (häufiger als 3 x pro Woche, mehr als 3 Standardgetränke pro Trinktag) bezeichne; hinsichtlich der Mengen wird von der WHO ein Konsum ab 20g reinen Alkohol/Tag bei Frauen bzw. 30g/Tag bei Männern (dies entspricht 2 bzw. 3 Standardgetränken) nicht mehr als risikoarm eingestuft.
  • In der Schweiz trinken schätzungsweise 260‘000 Personen im Alter zwischen 15 und 75 Jahren chronisch zu viel Alkohol, mehr als die Hälfte davon (155‘000 Personen) sind gleichzeitig episodisch Rauschtrinkende und gelten demzufolge als „Risikokumulierende“ (siehe auch Zahlen - Fakten Sucht Schweiz)
  • Chronisches Trinken nimmt mit dem Alter deutlich zu und ist bei den über 50-Jährigen besonders verbreitet; vgl. auch Alkohol beim Älterwerden
  • Bei Personen, welche die angegebenen Grenzwerte längerdauernd (wenn auch nur geringfügig) überschreiten, muss von einem erhöhten Risiko ausgegangen werden, auf Dauer alkoholbedingte körperliche und/oder psychische Störungen zu erfahren, bzw. eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln
  • Bei 40 g Alkohol pro Tag verdoppelt sich beim Mann das Risiko, eine Lebererkrankung, einen erhöhten Blutdruck und/oder Krebserkrankungen zu bekommen
  • Bei Frauen ist ab 20 g pro Tag generell das Risiko erhöht, eine Lebererkrankung zu bekommen, auch das Brustkrebsrisiko steigt an

Situationsunangepasster Konsum

  • Unter situationsunangepasstem Konsum wird der Alkoholkonsum in spezifischen Situationen verstanden, in denen schon kleine Mengen mit erheblichen Risiken für die eigene Gesundheit und/oder Risiken für die Gesundheit anderer bestehen, z.B.:

 

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