Sprache auswählen

header praxis suchtmedizin1200

Erläuterungen zu den einzelnen AUDIT-Fragen

Im Nachfolgenden werden Ihnen die einzelnen Fragen und die Bedeutung einer positiven Antwort für Ihr Risiko erläutert. Wir hoffen, Ihnen mit den Erklärungen zum Fragebogen, welcher unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt wurde und von ihr auch empfohlen wird, Hinweise für einen risikoarmen Konsum zu geben.

Fragen 1 und 2

  • Wie oft nehmen Sie alkoholische Getränke zu sich?
  • Wenn Sie alkoholische Getränke zu sich nehmen, wie viel trinken Sie dann typischerweise an einem Tag? Ein alkoholisches Getränk (= Standardgetränk) entspricht z.B, ca. 3 dl Bier (5 Vol.%), 1dl Wein oder Sekt (12,5 Vol.%), 2 cl Schnaps (55 Vol.%) oder 4 cl Likör (30 Vol.%).
  • Frage 2 bezieht sich auf Ihre tägliche Trinkmenge: Errechnen Sie sich Ihre Alkoholaufnahme in Gramm reinem Alkohol anhand der Tabelle:
Getränkeart und Menge Alkohol-Gehalt
Export- oder Pilsbier (ca. 5 Vol.%):  
1 Flasche zu 0,5 ca. 20g
1 Flasche zu 0,33 ca. 13g
1 dl Wein (12,5 Vol.%) ca. 10g
1 Flasche Wein (0,75l) bis 12,5 Vol.% ca. 55-75g
1 Flasche Wein (0,75l) bis 15 Vol.% ca. 75-90g
1 Flasche Wein (0,75l) bis 18,5 Vol.% ca. 90-110g
1 l Korn (32 Vol.%) ca. 250-260g
1 l Weinbrand (38-40 Vol.%) ca. 300-320g
1 l Whisky (43 Vol.%) ca. 340-350g
2 cl = 0,02 l = 20 ml ca. 7-8g
Obstbrände und Liköre sehr variabel  


Nur geringe Mengen können als sicher bezeichnet werden (nach der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Beispiel unter 7g pro Tag). Wenn Ihr täglicher Alkoholkonsum die Grenze von 20 g pro Tag übersteigt (z. Bsp. 0,5 Liter Bier), können ab dieser Menge die negativen Wirkungen auf Organe wie zum Beispiel Leber und Nervensystem überwiegen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Frauen sogar einen Alkoholkonsum von unter 10 g/ Tag.

Mit trinkfreien Tagen oder mit einer Verringerung der Trinkmenge können Sie das Risiko reduzieren. Bei Erkrankungen, bei denen Alkoholkonsum zu einer Verschlimmerung führen kann, oder bei Medikamenteneinnahme sollten Sie gar keinen Alkohol trinken. Ab einem Alkoholkonsum von mehr als 30 g pro Tag steigt das Risiko z.B. für körperliche Folgeschäden oder Komplikationen nach größeren Operationen. Auch bei einer Abhängigkeit von Alkohol, die sich durch folgende Merkmale, wie Entzugssymptome (Zittern, morgendliche Übelkeit und Erbrechen), einem gesteigerten Verlangen nach Alkohol, einer Steigerung der Toleranz und/oder einer Vernachlässigung anderer wichtiger Aktivitäten zugunsten des Alkoholkonsums äussern kann, ist die Abstinenz, also der völlige Verzicht auf den Konsum von Alkohol sinnvoll und notwendig.

Frage 3

  • Wie oft trinken Sie 6 oder mehr Gläser Alkohol (=Standardgetränk) bei einer Gelegenheit?

Diese Frage zielt auf die bekannte Beeinträchtigung der geistigen Funktion nach dem Konsum grösserer Alkoholmengen. Dadurch steigt das gesundheitliche Risiko (z. B. sich oder andere zu verletzten) deutlich an. Bei verunfallten Patienten finden sich überdurchschnittlich häufig Patienten mit einem kurz zurückliegendem Alkoholkonsum.

Frage 4

  • Wie oft haben Sie in den letzten 12 Monaten erlebt, dass Sie nicht mehr mit dem Trinken aufhören konnten, nachdem Sie einmal begonnen hatten?

Ein Verlust der Kontrolle über die getrunkene Menge Alkohol kann dazu führen, dass man mehr Alkohol als beabsichtigt trinkt. Dies ist häufig mit negativen Folgen verbunden und kann ein Zeichen von Abhängigkeit sein.

Frage 5

  • Wie oft passierte es in den letzten 12 Monaten, dass Sie wegen des Trinkens Erwartungen, die man an Sie in der Familie, im Freundeskreis und im Berufsleben hat, nicht mehr erfüllen konnten?

Verkatert oder betrunken sein, kann oft dazu führen, dass man zum Beispiel seine eigenen oder fremde Erwartungen nicht erfüllen kann. Kommt dies öfters vor, kann das ein Zeichen der Alkoholabhängigkeit sein.

Frage 6

  • Wie oft brauchten Sie während der letzten 12 Monate am Morgen ein alkoholisches Getränk, um sich nach einem Abend mit viel Alkoholgenuss wieder fit zu fühlen?

Nach Alkohol am Morgen wird gefragt, weil zum Beispiel Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit morgens Alkohol trinken, um sich besser zu fühlen, nachdem über Nacht der Alkoholspiegel abgesunken ist.

Frage7

  • Wie oft hatten Sie während der letzten 12 Monate wegen Ihrer Trinkgewohnheiten Schuldgefühle oder Gewissensbisse?

Schuldgefühle oder Gewissensbisse können ein Anzeichen sein, dass der Alkoholkonsum für jemanden nachteilige Folgen (z. Bsp. bei problematischem Konsum, Abhängigkeit) hat. Selbstkritisches Nachdenken über eigene Gewohnheiten kann aber auch sehr positiv sein und zu einer Veränderung des Verhaltens führen, bevor zum Beispiel nachteilige Folgen des Alkoholkonsums auftreten.

Frage 8

  • Wie oft haben Sie sich während der letzten 12 Monate nicht mehr an den vorangegangenen Abend erinnern können, weil Sie getrunken hatten?

Alkoholtrinken bis zur Beeinträchtigung der Erinnerung ist sehr gesundheitsschädlich. Auf der einen Seite kann eine Alkoholmenge, welche die normale Gedächtnisfunktion beeinträchtigt, auch weitere Gehirn- oder Organfunktionen schädigen; auf der anderen Seite kann auch durch eine fehlende Kontrolle der Situation im Rausch körperlicher (z. Bsp. Unfälle) oder sozialer Schaden entstehen.

Frage 9

  • Haben Sie sich oder eine andere Person unter Alkoholeinfluss schon mal verletzt?

Nach Unfällen wird gefragt, weil die Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall verwickelt zu werden, mit steigendem Alkoholkonsum steigt. Oft ist ein Unfall der erste, offensichtlich durch Alkoholkonsum hervorgerufene körperliche Schaden und kann damit ein wichtiger Anlass sein, den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken.

Frage 10

  • Hat ein Verwandter, eine Freundin oder ein Freund oder auch eine Ärztin oder ein Arzt schon einmal Bedenken wegen Ihres Trinkverhaltens geäußert oder vorgeschlagen, dass Sie Ihren Alkoholkonsum einschränken?

Nach von anderen Personen geäußerten Bedenken bezüglich des Trinkverhaltens wird gefragt, weil ungewöhnliches oder gesundheitsschädliches Verhalten oft bemerkt wird. Dies kann als berechtigt oder als nicht berechtigt empfunden werden, es ist aber ein Anlass seinen Alkoholkonsum zu überdenken.

Allgemeine Hinweise

Alkohol kann als Genussmittel konsumiert werden. Sie sollten einen Alkoholkonsum anstreben, der Ihnen nicht schadet. Entsprechend lautet die Vision des Nationalen Programms Alkohol: „Wer alkoholische Getränke trinkt, tut dies ohne sich selber und anderen Schaden zuzufügen.“ Wenn Sie für sich Für und Wider abwägen, ist allein entscheidend, wie Sie persönlich mit dem Alkoholgebrauch umgehen.

Sie können Ihr eventuelles persönliches Risiko schon mit kleinen Schritten ab sofort verringern.

Vielleicht sind Ihnen folgende Hinweise bereits bekannt

  • Löschen Sie Ihren Durst nicht mit alkoholischen Getränken, z. B. nach körperlicher Betätigung
  • Legen Sie alkoholfreie Tage ein (idealerweise mind. 2 Tage pro Woche)
  • Wenn Sie Alkohol trinken, dann
    • Langsam, mäßig
    • Behalten Sie den Überblick, wieviel Sie wann und wo getrunken haben
    • Trinken Sie zwischen alkoholischen Getränken Wasser oder andere nichtalkoholische Getränke
    • Meiden Sie Situationen, in denen viel oder immer zu den gleichen Gelegenheiten getrunken wird und achten Sie darauf, ob Sie jemand zu alkoholischen Getränken drängen will

In diesen Situationen sollten Sie überhaupt keinen Alkohol zu sich nehmen

  • Wenn es Ihnen körperlich oder seelisch nicht gut geht
  • Wenn Sie ein dringendes Bedürfnis nach Alkohol haben
  • Wenn Sie Medikamente (zum Beispiel Schlafmittel) einnehmen
  • In gefährlichen Situationen (z. B. im Straßenverkehr, bei der Arbeit)
  • Manchmal kann es auch bedeuten, dass Sie abstinent leben sollten (z. B. bei Alkoholabhängigkeit oder einigen körperlichen Erkrankungen)

Sie brauchen nicht alle Hinweise auf einmal umzusetzen. Suchen Sie sich zunächst einen aus, der Ihnen leicht zu verwirklichen erscheint.

Mit einem risikoarmen Alkoholkonsum werden Sie sich wahrscheinlich besser fühlen und mehr Energie haben. Ihr Gewicht kann sich reduzieren. Sie werden evtl. besser schlafen und Ihr Gedächtnis kann sich verbessern, sie werden besser arbeiten können, zu Hause oder am Arbeitsplatz weniger Probleme oder seltener einen „Kater“ haben.

Weitere Information finden Sie auch unter www.alkoholkonsum.ch oder www.suchtschweiz.ch

 

Impressum