Interaktionen mit Methadon
- Interaktionen sind Arzneimittelwechselwirkungen, welche bei der Einnahme von zwei oder mehr Arzneimitteln entstehen
- Die Wirkung jeder einzelnen Substanz kann verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben werden.
- Beim Methadonabbau spielt Cytochrom P 450 (Protein mit enzymatischer Aktivität) eine wichtige Rolle. Weitere am Abbau beteiligte Enzyme sind CYP 3A4, 2B6, sowie 2D6.
- Bedingt durch eine hohe Methadondsierung und gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten mit Hemmung des CPY 450-Systems kommt es zum Anstieg des Methadonspiegels mit der Gefahr eines langen QT-Syndroms.
Liste mit den häufigsten Interaktionen
adaptiert nach: Henry-Edwards, Sue et al.: Clinical Guidelines and Procedures for the Use of Methadone in the Maintenace Treatment of Opioid Dependence. Canberra 2003, S. 37-40.
Zusätzliche Informationen sind auf der Seite von Arud Zürich zu finden.
Substanz | Bedeutung | Effekt | Mechanismus |
Alkohol | klinisch bedeutsam | Sedation, Atemdepression und Hepatotoxizität verstärkt | Additive Wirkung im ZNS |
Barbiturate | klinisch bedeutsam | Tiefere Methadon- Spiegel, Sedation verstärkt | Barbiturate induzieren Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Benzodiazepine | klinisch bedeutsam | Sedation verstärkt | Additive Wirkung im ZNS |
Buprenorphin (z.B. Subutex®) |
klinisch bedeutsam | Antagonistischer Effekt oder verstärkte Sedation / Atemdepression | Buprenorphin ist partieller Antagonist von Opiat Rezeptoren |
Carbamazepin (z.B. Tegretol®) |
klinisch bedeutsam |
Tiefere |
Carbamazepin induziert Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Chloralhydrat (z.B. Chloraldurat®) |
klinisch bedeutsam | Sedation verstärkt | Additive Wirkung im ZNS |
Clomethiazol (z.B. Distraneurin®) |
klinisch bedeutsam | Sedation verstärkt | Additive Wirkung im ZNS |
Cimetidin (z.B. Tagamet®) |
Einzelfälle beschrieben | Möglicher Anstieg des Methadonspiegels |
Cimetidin inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Ciprofloxacin (z.B. Ciproxin®) |
Einzelfälle beschrieben | Verstärkte Sedation und Atemdepression |
Inhibiert ev. Enzyme, die Methadon abbauen |
Domperidon (z.B.Motilium®), Metoclopramid (z.B.Paspertin®, Gastrosil®) | theoretisch | Raschere Methadon Resorption | wirkt der durch Opioide verzögerten Magenentleerung entgegen |
Disulfiram (z.B. Antabus®) |
kann bedeutend sein | Antabus Wirkung falls Methadon in alkoholischer Lösung eingenommen wird | Normaler Alkoholabbau wird verzögert und vermehrt toxisches Acetaldehyd gebildet |
Erythromycin (z.B. Erios®) |
theoretisch | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Fluconazol (z.B. Diflucan®) |
klinisch bedeutsam | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Fluoxetin (z.B.Fluctine®); Sertralin (z.B. Zoloft®) |
klinisch bedeutsam | Anstieg des Methadonspiegels, aber nicht so signifikant wie bei Fluvoxamin | Inhibieren Enzyme, die Methadon abbauen |
Fluvoxamin (z.B. Floxyfral®) andere SSRI |
klinisch bedeutsam theoretisch | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Grapefruitsaft | anekdotische Einzelfälle beschrieben | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Hypericum perforatum (Johanniskraut) |
klinisch bedeutsam | tiefere Methadonspiegel (bis 47%), nach Absetzen Anstieg bis auf toxische Werte |
Aktivierung CYP3A4 und/oder von Transportproteinen |
Indinavir (z.B. Crixivan®) |
klinisch bedeutsam | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
Ketoconazol (z.B. Nizoral®) |
klinisch bedeutsam | Anstieg des Methadonspiegels | Inhibiert Enzyme, die Methadon abbauen |
MAO Hemmer, auch Selegelin (Jumexal®) und Moclobemid (Aurorix®) | schwere Interaktionen beschrieben mit Pethidin; mit Methadon bis jetzt nicht beschrieben | ZNS Eregung, Delirium, hohes Fieber, Epileptische Anfälle, Blutdruckabfall, Atemdepression | unklar. Kombination wenn möglich vermeiden |
Meprobamat (Meprodil®) | klinisch bedeutsam | Sedation und Atemdepression verstärkt. | Additive Wirkung im ZNS |
Naltrexon (Naltrexin®) |
klinisch bedeutsam | blockiert (langdauernd) die Wirkung von Methadon | kompetitiver Opioid-Antagonist |
Naloxon (z.B. Narcan®) |
klinisch bedeutsam | blockiert (nur für kurze Zeit) die Wirkung von Methadon | kompetitiver Opioid-Antagonist |
Nevirapin (z.B. Viramun®) |
klinisch bedeutsam | Tiefere Methadonspiegel | induziert Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Phenytoin (z.B. Epanutin®) |
klinisch bedeutsam | Tiefere Methadonspiegel | induziert Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Rifamipicin (z.B. Rimactan®) |
klinisch sehr bedeutsam | Tiefere Methadonspiegel | induziert Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Ritonavir (Norvir®) |
klinisch bedeutsam | kann zu tieferen Methadonspiegeln führen | induziert Enzyme, die Methadon rascher abbauen |
Zitovudin (Retrovir®) |
klinisch bedeutsam | erhöhte Zitovudin Spiegel, Methadon Spiegel unverändert | unbekannt |